RAM RAMPAGE: KLEINER PICK-UP FüR SüDAMERIKA – UND USA?

Kompakte Pick-ups sind in Südamerika ein gefragtes Segment. Ram ist darin bald vertreten – mit einem Modell, das Rampage heißen wird. Kommt der Pritschenwagen auch für die USA infrage?

Kompakte Modelle hat Ram, der Pick-up-Spezialist des Stellantis-Konzerns, bisher nicht im Programm. Das gilt sowohl in Nord- als auch Mittel- und Südamerika: Hier gibt es den klassischen Eintonnen-Truck Ram 1500 und die Heavy-Duty-Versionen mit den Modellbezeichnungen 2500 aufwärts. Mittelgroße und kompakte Pritschenwagen, wie sie Konkurrent Ford mit dem Ranger oder Maverick im Programm hat? Bisher Fehlanzeige.

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Doch zumindest in Südamerika wird sich das bald zu ändern. In Brasilien hat Stellantis eine Videoserie gestartet, mit der ein Pick-up angeteasert wird, der speziell für den südamerikanischen Markt konzipiert ist. Bedeutet: Der Pritschenwagen wird deutlich kleiner sein als die bisherigen Ram-Modelle. Viel verraten die Entwickler in den bisherigen Teasern noch nicht. Jedoch sparen sie nicht mit Superlativen: Den in Brasilien entwickelten und gebauten Neuling soll viel (Lade-)Raum, ein robustes Wesen, eine moderne Technik und sogar ein gewisser Luxus auszeichnen.

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Geradliniges Pick-up-Design

Beim Design gibt es kaum Überraschungen. Die ersten Teaserfotos zeigen viele gerade Linien und eine Motorhaube, die sich in der Mitte per schmalem Streifen verjüngt. Die vorderen Leuchten werden zur Mitte hin schmaler und bestehen aus jeweils zwei Hauptscheinwerfer- und Tagfahrlicht-Elementen. Letztere sitzen oben und am unteren äußeren Eck der Scheinwerfer. Der Ram-Schriftzug findet sich in großen Lettern sowohl im Kühlergrill als auch auf der Heckklappe, die von vertikalen Leuchten eingerahmt wird.

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Zur Technik verraten die Verantwortlichen noch nichts Offizielles. Eines der Teaserfotos gibt immerhin einen Hinweis in Sachen Antrieb: "Ram Turbo" steht da auf einer seitlich an der Motorhaube angebrachten Plakette. Das spricht für einen Vierzylinder-Turbo, den Ram zwar aktuell noch gar nicht im Programm hat. Dafür aber Schwestermarke Fiat, die in ihrem kleinen Pick-up Toro einen 185 PS und maximal 265 Newtonmeter starken Benziner verbaut, der – wie in Brasilien üblich – auch Bioethanol als Kraftstoff verträgt. Als Alternative ist ein Turbodiesel-Triebwerk denkbar.

Eine weitere denkbare Möglichkeit wäre der Zweiliter-"Hurricane"-Motor aus dem Jeep Wrangler (mögliche Leistung rund 270 PS), ein ursprünglich von Alfa Romeo entwickelter Biturbo, der bei Stellantis in zahlreichen Modellen zum Einsatz kommt. Aus den Teaserbildern lässt sich außerdem noch etwas anderes ablesen: Zwischen der Kabine und der Ladefläche ist keine Trennung zu sehen, wie sie bei üblichen Pick-up mit Leiterrahmenaufbau und ihren separat montierten Ladeflächen Standard ist. Das lässt sich mit einer sogenannten Unibody-Konstruktion erklären, der Rampage verfügt demnach über eine selbsttragende Karosserie und keinen Rahmen wie die größeren Nutzfahrzeug-Kollegen.

Rampage als Modellbezeichnung

Der mittlerweile offiziell bestätigte Name Rampage steht für Aufregung, Aufruhr, Lärm oder Wut und soll andeuten, wie der neue Pick-up den Markt umkrempeln soll. Über den Namen wurde bereits im Vorfeld spekuliert. Schon im Sommer 2022 war beim mexikanischen Patentamt eine Anmeldung aufgetaucht, mit der sich das Unternehmen FCA US LLC, also der US-Ableger des Stellantis-Konzerns, eine neue Modellbezeichnung sicherte. Diese lautete Ram Rampage und zielt laut Patentschrift auf einen Personenwagen. Ein klarer Hinweis auf ein eher kompakt dimensioniertes Modell, da im Gegensatz dazu die bisherigen Baureihen der Marke als Nutzfahrzeuge kategorisiert sind.

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Interessant ist der Name Rampage allemal. Wir spulen etwa drei Jahre zurück: Damals hieß Stellantis noch Fiat-Chrysler (FCA) und hoffte bei der Entwicklung neuer Modelle auf geballte Hilfe aus dem Netz. Der Konzern rief seine Follower dazu auf, ihre Entwürfe zu einem kräftigen Zukunfts-Pick-up auf der Facebook-Seite von FCA North America zu posten. Dass es dabei nicht um eine bloße Fingerübung für blutige Anfänger ging, sondern um ein ernsthaftes Projekt für bereits geübte Zeichner, unterstrich FCA mit einem Beispielbild: Über dem exemplarisch abgebildeten Auto fand sich in Versalien der Schriftzug "Rampage".

Rampage auf Challenger-Hellcat-Basis

Der damals in Aussicht gestellte Ram Rampage war aber nicht als klassischer Pritschenwagen konzipiert, wie ihn der Ford Maverick verkörpert. Sondern als Pkw-Pick-up (im englischen Sprachraum "Ute" für Utility vehicle) im Stile des legendären Chevrolet El Camino SS. Der Entwurf basierte auf dem Dodge Challenger Hellcat. Das Auto trug ein prominentes Ram-Logo anstelle des Dodge-Widderkopfes im Zentrum seines Kühlergrills. Hinter der zweitürigen Kabine schloss sich dort, wo zuvor Rückbank und Kofferraum waren, eine kurze Ladefläche an.

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Der Dodge Rampage aus dem Jahr 1982 kann dabei nur bedingt als Vorbild gedient haben, da er auf einer Kleinwagen-Plattform mit Vierzylinder-Motor basierte. Der 2020 als virtuelle Basis dienende Challenger Hellcat generiert mit seinem Kompressor-V8 717 PS. Die Dodge Rampage genannte Konzeptstudie aus dem Jahr 2006 kommt da schon eher in Frage. Daimler-Chrysler präsentierte damals auf der Chicago Motor Show einen unkonventionell gestylten Pick-up mit gegenläufig öffnenden Türen und kurzer Ladefläche, der mit einem 5,7-Liter-Hemi-V8 ausgerüstet war.

Siegerentwürfe im klassischen Pick-up-Stil

Doch zurück zum virtuellen 2020er-Rampage: Durchaus selbstironisch waren dessen gelb lackierte Ecken des Frontsplitters gemeint: Dodge-Fans lassen im Alltagsverkehr bei ihren Chargern und Challengern gerne die gelben Transportschutzleisten auf den Splitter-Kanten, was bereits in der FCA-Design-Abteilung zu Diskussionen geführt hat. So teilte FCA-Design-Chef Ralph Gilles, der das Bild des Rampages damals ebenfalls im Internet verbreitet hatte, seinerzeit einen Entwurf zu einem künftigen Dodge Challenger, den seine Chefs wegen der gelb lackierten Ecken des Frontsplitters abgelehnt haben.

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Der FCA-Design-Wettbewerb hatte Design-Talente mit Preisen wie Stipendien an renommierten Design-Schulen gelockt. Studenten aus Michigan und Kalifornien teilten sich mit den besten Entwürfen die ersten drei Plätze. Auf dem dritten Rang landete Alex Kirschmann mit einem stummelschnäuzigen Ram, der auf ausladenden Geländereifen anrollte. Die Silbermedaille kassierte Vincent Piaskowski mit einem etwas konventionelleren Look und rundum beleuchteter Pritsche. Mit seinem bulligen Ram-e hatte Job Skandera aus Santa Clara aber offenbar den Nagel voll auf den Kopf getroffen. Die Skizzen waren sogar mit Anmerkungen zu Funktionsweise und Werkstoffen versehen.

Ram Rampage auch für die USA?

Bleibt die Frage, ob Ram den Kompakt-Pick-up Rampage auch in seiner Heimat USA anbieten wird. Dafür sprechen die Patenteintragung durch den US-Stammsitz und die mantraartigen Hinweise, dass an dessen Entwicklung und Design auch US-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter beteiligt sind. Ein Argument dagegen ist einerseits die Formulierung "eigens für Südamerika entwickelt", die in solchen Ankündigungen jedoch stets eher pflichtschuldig eingefügt wird.

Neue Gerüchte aus den USA sprechen jedoch eine andere Sprache. Unter anderem wurden sehr stark getarnte Prototypen des Rampage bei Testfahrten in Colorado gesichtet, andererseits gibt es eine bis heute unwidersprochene Ankündigung aus dem Marken-Management, dass intensiv über ein Modell als Antwort auf den kompakten Ford Maverick Pick-up nachgedacht wird. Den Rampage für USA könnte Ram dann allerdings kaum aus Südamerika in die USA bringen, da auf solche Importautos eine Strafsteuer von 25 Prozent erhoben wird. Allerdings hat das Stellantis-Werk Toluca in Mexiko noch vorhandene Kapazität, von dort aus würde diese Strafsteuer entfallen. Zudem wird in Toluca der Jeep Compass produziert und es ist nicht unwahrscheinlich, dass der kommende Rampage auf derselben Plattform aufbaut.

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