LEXUS UX (2024) FACELIFT IM TEST: HYBRID-UNDERDOG ALS GEHEIMTIPP?

Behaupten Sie bitte nicht, dass Sie bei Motor1.com nichts lernen. Vielleicht verhilft Ihnen folgender Fakt ja mal zu einem triumphalen Run in einer der unzähligen Quizshows, die der deutsche Fernsehzuschauer offenbar so liebt: Lexus hat im letzten Jahr mehr als 820.000 Autos verkauft. Davon allerdings gerade mal 3.300 in Deutschland. 

Der UX hat dazu etwa 700 Exemplare beigesteuert. Für ein Auto im heißen (aber natürlich auch heiß umkämpften) "Premium-Kompakt-SUV"-Segment mit jährlich fast 150.000 Neuzulassungen in Deutschland ist das ausbaufähig. Und daher tut sich jetzt nochmal was am sogenannten Urban Crossover. Die Japaner holen die Facelift-Werkzeuge raus. 

Was ist das?

Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, der Lexus UX ist bei uns seit 2019 auf dem Markt und stellt sich mutig gegen BMW X1, Audi Q3, Mercedes GLA und den Rest der etwas edleren Crossover-Bande. Er ist tatsächlich das einzige Auto im Segment mit Vollhybrid. 2022 gab es das erste größere Facelift, jetzt folgt nochmal eine Überarbeitung. 

Selbige fällt außen dermaßen dezent aus, dass die Verantwortlichen bei der PK selbst ins Schmunzeln kamen, als lediglich von einem etwas größeren Logo im Diablo-Grill (zur Unterbringung der erweiterten Armada an Fahrerassistenz-Systemen) die Rede war ... und dass jetzt natürlich "300h" statt "250h" auf dem Heckdeckel steht. 

Mit der Vergrößerung der Zahl geht eine Vergrößerung der Leistung einher. Sie steigt im System von 184 auf 199 PS. Der 2,0-Liter-Saugbenziner bringt es dabei wie bisher auf 152 PS und 190 Nm. Allerdings hat man ein wenig an der elektrischen Unterstützung gefeilt und die Zusammenarbeit der beiden Antriebe optimiert, was in einer achtprozentigen Erhöhung des Outputs resultiert. Die 0-100-km/h-Zeit fällt von 8,5 auf 8,1 Sekunden beim Fronttriebler. 

Wer sich für den Allradradler entscheidet, darf sich über einen wesentlich stärkeren Elektromotor an der Hinterachse freuen. Seine Leistung steigt signifikant von 7 auf 40 PS und von 55 auf 84 Nm. Das macht den 300h E-Four deutlich schneller als bisher. Von 0-100 km/h geht es hier nun in 7,9 statt 8,7 Sekunden. Unabhängig von der Modellvariante wurde der 1 kWh große Akku von Nickel-Metallhydrid auf Lithium-Ionen umgestellt. 

Fahrdynamisch sattelt Lexus beim 2024er UX mit mehr Karosseriesteifigkeit durch eine neue Kühlerstütze und eine Versteifung der unteren Rückwand auf. Weniger Wankbewegungen in Kurven und mehr Stabilität beim Bremsen sollen die Folge sein. Außerdem fand man noch Platz für mehr Dämm-Material, was den Geräuschkomfort verbessern soll.

Schnelle Daten Lexus UX 300h FWD 2024
Motor Vierzylinder-Saugmotor + E-Motor; 1.987 ccm
Getriebe CVT
Antrieb Vorderradantrieb
Leistung 152 + 113 PS (Systemleistung: 199 PS)
Drehmoment 190 + 206 Nm
Basispreis 43.700 Euro

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Exterieur

Äußerlich ändert sich, wie erwähnt, quasi gar nix. Beim Farbenspiel tut sich dann aber doch noch ein bisschen was. Wer das kontrastierende schwarze Dach ordert, kriegt künftig mehr vom Kontrast. A- und C-Säule werden nun nämlich auch eingefärbt. Außerdem hat man dem UX-Lackierroboter den neuen Farbton Kupferrot mit schick funkelnden Metallplättchen beigebracht. 

Mit seinen knapp 4,50 Meter Länge ist der UX auf dem Niveau von GLA, X1, Q3 oder Alfa Tonale. Die Gegnerschaft verfügt allerdings über mehr Radstand und Höhe, was sich bei den Platzverhältnissen letztlich nicht verhehlen lässt.

Abmessungen Lexus UX 300h FWD (2024)
Länge x Breite x Höhe 4.495 mm x 1.840 mm x 1.540 mm
Radstand 2.640 mm
Leergewicht 1.575 kg
Zuladung 615 kg
Kofferraumvolumen 320 - 1.231 Liter 
Anhängelast 750 kg

Interieur

Man merkt nämlich recht schnell, dass Fond und Kofferraum des kompakten Lexus-Crossovers nicht die ganz sorgenfreie Aufnahmefähigkeit besitzen. Bei vernünftiger Kopffreiheit ist die Beinfreiheit relativ überschaubar. Gleiches gilt für den Kofferraum, der ziemlich flach ausfällt. Immerhin gibt es einen doppelten Boden, der dann doch noch einiges wegschluckt. Geht es nach der Marktanalyse wird das der UX-Kundschaft aber wohl ziemlich egal sein - sie ist im Schnitt zwischen 35 und 60, urban, kinderlos (die Kinder können auch schon wieder aus dem Haus sein) und schert sich daher eher weniger um Transporttalente.

Die Materialqualität im Innenraum war bisher nicht wirklich ein Thema. Der ganz große Glanz in der Hütte fehlte zwar, aber qualitativ passte das wunderbar. Jetzt haben die Designer am ein oder anderen Interieur-Teil nochmal mit der Haptik-Bürste drübergeschrubbt und es fasst sich hier und da ein wenig schöner an. Gut so.  

Das Gestühl kommt wahlweise in Leder, Kunstleder oder Stoff. Lexus verspricht zudem erstmals im UX auf Wunsch einen komplett lederfreien Innenraum. Die Farbauswahl ist geradezu opulent - bitte verzweifeln Sie nicht, wenn der Händler Sie drängt, jetzt endlich zwischen Alpakabraun, Samtschwarz, Atlasweiß, Pergamonweiß, Ascarirot, Fujiweiß oder Kosmosschwarz (letztere drei bei der F-Sport-Ausstattung) zu entscheiden. 

Was direkt auffällt: die sehr schön gesteppten Echtledersitze bieten hervorragenden Halt, während die Kunstleder-Varianten etwas rutschig sind und weniger wertig wirken. In allen Fällen ist die Sitzposition schön niedrig und eher "Kompakt" als "Crossover". 

In der Basis kommt der UX mit einem 7-Zoll-Instrumentendisplay und einem 8-Zoll-Infotainmentscreen. Höhere Ausstattungslinien liefern jeweils 12,3 Zoll. Hier hat sich im Vergleich zum Vorfacelift-Modell nichts geändert. Bedeutet: die Digi-Instrumente versprühen mehr Toyota-Nüchternheit als Lexus-Glamour, das Infotainment mit seiner Cloud-basierten Navigation und dem verbesserten Sprach-Assi geht aber völlig in Ordnung.

Schön auch: echte, gut erreichbare Tasten für die Klimabedienung. Etwas schrullig, aber praktisch: die beiden "Hörner" für ESP und Fahrmodi-Auswahl, die aus der Tacho-Abdeckung wachsen. 

Neu bei den Fahrhilfen sind ein Kreuzungsassistent und der „Fahrer-Monitor“ am Lenkrad, der erkennt, wenn der Fahrer müde, unaufmerksam oder bewusstlos ist. Reagiert er nicht auf entsprechende Warnsignale, wird eine Notbremsung eingeleitet und das Fahrzeug kontrolliert zum Stehen gebracht.

Fahrbericht

Sagen wir mal so: Wer bisher Lexus UX gefahren ist, wird sich nicht dramatisch umgewöhnen müssen. Auffällig bleibt: Die Saughybrid-CVT-Kombo gehört eindeutig zu den besseren, weil leiseren auf dem Markt. Die oft so nervige Geräuschkulisse dieser Antriebsart (wenn Sie ihrer Katze  schon mal auf den Schwanz getreten sind, wissen Sie, was ich meine) ist hier größtenteils sehr gut eliminiert worden. Beim Jahrgang 2024 mit dem Plus an Dämmung gefühlt noch ein bisschen besser.

Allerdings bleiben unter Volllast ein gewisses Gejaule und das Gefühl großer Anstrengung auch in diesem Hybrid nicht aus. Wesentlich flotter als vor dem Facelift wirkt das Auto natürlich nicht. Etwas mehr Motivation, verstärkt durch die durchaus bessere Gasannahme, darf man dem UX aber auf jeden Fall attestieren. Für den Rest der Welt völlig wurscht, für den deutschen Markt aber schon ein Thema: Die arg limitierte Höchstgeschwindigkeit von 177 km/h.

Aber obwohl Lexus nicht genug davon kriegt, die Andersheit, Ästhetik-Libido und Luxus-Verbundenheit seiner Kundschaft zu betonen, geht es hier halt einfach auch stumpf um Verbrauch. Und da ist der UX eine Macht. Wir schafften mit dem Fronttriebler 5,6 Liter, beim Allradler waren es 6,1. Und der Gasfuß war nicht wirklich leicht.  

Fahrleistungen Lexus UX 300h FWD (2024)
0-100 km/h 8,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 177 km/h
WLTP-Verbrauch 5,0 - 5,2 Liter
Emissionen 113 - 119 g/km CO2
Testverbrauch (Bordcomputer) 5,6 Liter

Was gegenüber der teils "sportlicher" und immer straffer werdenden Konkurrenz ebenfalls  heraussticht, ist das blitzsaubere Abrollverhalten des Lexus. Selbst kurze Stöße, Temposchwellen und Co., wo diverse Kandidaten gerne mal die Bandscheiben und Ohren der Insassen über Gebühr strapazieren, schluckt der UX extrem souverän weg. 

Zum Kurven-Skalpell wird das Auto in diesem Leben aber eher nicht mehr. Nicht falsch verstehen: Durch die unSUVige Sitzposition und das eher flache Handling mit wenig Wankneigung, fährt man hier gefühlt eher einen Kompakten als einen Crossover. Auch die Lenkung arbeitet präzise und fühlt sich eigentlich in allen Situationen vernünftig an.

Doch auch wenn die angesprochenen Versteifungen das Dynamik-Potenzial des Halb-SUVs minimal verbessert haben sollten - der UX ist nicht das Auto mit dem man voller Wonne eine kurvige Landstraße auseinandernimmt. Dafür steckt dann letztlich doch zu viel Gemütlichkeit in den Knochen. Ich bin mir sicher, die avisierte Kundschaft wird es verschmerzen können. 

Denn statt übertriebener Sportlichkeit bekommt man hier beim Fahren eher eine Art Rundum-Sorglos-Gefühl. Der UX braucht null Eingewöhnung, macht im Alltag genau, was man von ihm will und obendrein hat er mit 10,4 Meter einen absolut glorreichen und extrem hilfreichen Wendekreis. 

Preise

Los geht's bei 43.700 Euro für den Eco. Lexus freut sich über eine höhere Restwert-Einstufung und kann den Wagen jetzt im Leasing ab 319 Euro anbieten. Den mit Abstand größten Marktanteil (65 Prozent) wird der F Sport Design ab 47.800 Euro haben. Da gibt's dann unter anderem die großen Displays, lackierte Kotflügelaufsätze, 18-Zöller und ein Adaptiv-Fahrwerk samt Sport-Plus-Modus (nein, das F-Sport-Fahrwerk ist nicht hart). Wer völlig durch die Decke gehen will: Der Allradler als F Sport mit voller Hütte kostet 62.550 Euro. 

Zum Vergleich: Der BMW X1 mit 204-PS-Benziner und Frontantrieb startet bei 47.900 Euro. 

Wissenswertes

Wenn Sie mögen, können sie auch weiterhin den vollelektrischen UX300e kaufen. Er erhält die gleichen Facelift-Maßnahmen wie die beiden anderen Versionen. Bestückt ist er mit einem 204-PS-Elektromotor und einer 72,8-kWh-Batterie, die eine Reichweite von etwa 450 Kilometer ermöglichen soll. Der Standardsprint gelingt laut Lexus in 7,5 Sekunden, maximal sind 160 km/h drin. 

Allerdings verriet man uns, dass der 300e auf dem deutschen Markt mehr oder weniger "Unter ferner liefen" sein Dasein fristet. Wenn Sie also maximale Individualität anstreben... 

Fazit: 6,5/10

Es ist nach wie vor ein Stück weit schwierig einzuordnen, wofür der Lexus UX eigentlich steht. Er ist weniger praktisch als die meisten SUVs/Crossover dieser Klasse, aber einen Fahrdynamik-Vorteil arbeitet er sich auch nicht heraus. Und aus dem eigenen Modellportfolio rückt ihm auch noch der extrem schicke Lexus LBX von unten auf die Pelle.

Dem gegenüber hat er natürlich den reiferen Auftritt. Zudem überzeugt er mit sehr gutem Fahrkomfort, hochwertigem Interieur und geschmackssicherer Individualität. 

Der Hybrid-Antrieb bleibt natürlich Glaubensfrage. An ihm scheiden sich die Geister. War schon immer so, wird immer so bleiben. Fahrerisch und vom Geräuschniveau spielt er nicht vorne mit, so ehrlich muss man sein (auch wenn der UX einen der besseren hat). Dafür überzeugt er mit fantastischem Verbrauch.

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