BILANZ DER LESER-EXPERIENCE MULTISTRADA V4 RALLY: 26.950 TESTKILOMETER IN KNAPP 4 WOCHEN

4 Wochen mit einer neuen Ducati Multistrada V4 Rally unterwegs sein. Diese Chance bot sich 6 MOTORRAD-LeserInnen. 26.950 Testkilometer und entsprechend viel Erfahrung kamen so zusammen.

Auf die Ausschreibung zu dieser Ducati Leser-Experience in MOTORRAD bewarben sich über 4000 Testwillige – eine beachtenswerte Zahl. Kein Wunder, wer hätte nicht Lust, eine nagelneue Ducati Multistrada V4 Rally einen ganzen Monat ohne Kilometerbeschränkung zu testen. Ducati gab nicht nur grünes Licht, in der Zeit die Maschinen überall in Europa einsetzen zu dürfen, es gab noch 200 Euro Benzingeld aus Ingolstadt dazu.

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Im Folgenden lest ihr, welche abschließende Bilanz, sie nach knapp 4 Wochen Leser-Test ziehen. Und hier geht es zu den Zwischenberichten, in denen ihr erfahrt, was unsere Leser-TesterInnen mit der Ducati Multistrada V4 Rally erlebten und unternommen haben.

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  • Fahrer: Wolfgang Klafke
  • Aktuelles Motorrad: BMW R 1250 GS Adv. (Bj. 2019)
  • Körpergröße: 1,89 Meter
  • Testzeitraum: 21.04. – 17.05.2023
  • Gefahrene Kilometer im Testzeitraum: ca. 7.000
  • Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer: 5,5 l/100 km
  • Testumfeld: Stadt, Land, Autobahn, kleinste Straßen und Pässe

Notizen zum Fahren in der Stadt: Aufgrund des Gewichts ist die Ducati Multistrada V4 Rally natürlich nicht prädestiniert für den Einsatz in der Stadt, aber gut und sicher handlebar.

Notizen zum Fahren im Überland-Verkehr: Auf kleinen und engen Landstraßen genau so zu Hause, wie auf lang gezogenen Etappen (autobahnähnlicher Ausbau).

Notizen zum Fahren auf der Autobahn: Da mit Tempolimit auf spanischen und französischen Autobahnen unterwegs: stabile Fahrt, aufgrund der Körpergröße aber maximaler Winddruck im Helmbereich, Scheibe könnte noch wesentlich höher verstellbar sein.

Notizen zum Fahren im Soziusbetrieb: kein Soziusbetrieb

Notizen zur Ergonomie: Kniewinkel angenehm, Sitzbank nicht zu weich, Fahrtwind im Helmbereich massiv, ansonsten Ergonomie sehr gut.

Das hat mich überrascht: Restreichweite nimmt unverhältnismäßig ab, trotz gleichen Fahrstils (nach dem Tanken und den ersten Kilometern noch 100 km Restreichweite am Ziel, aber tatsächlich wird das Ziel mit der Tankfüllung nicht ansatzweise erreicht). Sitzkomfort, Ergonomie und Sportlichkeit haben mich positiv überrascht.

Hauptunterschiede zum aktuellen Motorrad: Assistenzsysteme, Sitzkomfort, Verbrauch.

Die Ducati Multistrada V4 Rally käme für mich infrage/nicht infrage, weil …: Käme für mich infrage, da sie ein rundum hervorragendes Motorrad ist.

Weitere Notizen: Vergleich mit den neuen BMW GSen wird sicher sehr spannend.

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  • Fahrer: Thomas Hauf
  • Aktuelles Motorrad: Ducati Panigale 1299s, 2x Panigale V4SP Bj. 2022 und 2023, 750 Sport Königswelle, 450 Scrambler, 916, Laverda 1200, KTM RC8 RedBull, Benelli 654, Honda 125 RS
  • Körpergröße: 1,76 Meter
  • Testzeitraum: 21.04. – 17.05.2023
  • Gefahrene Kilometer im Testzeitraum: ca. 700
  • Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer: k. A.
  • Testumfeld: Stadt, Land, Autobahn – zu gleichen Teilen

Notizen zum Fahren in der Stadt: Die Multi ist schon ein mächtiges Motorrad. Das erschwert das "Durchschlängeln" im Stadtgetümmel.

Notizen zum Fahren im Überland-Verkehr: Die große Stärke der Ducati Multistrada V4 Rally – hier kann sie zeigen, was sie kann. Durchzug, Laufruhe und Unaufgeregtheit, da passt alles.

Notizen zum Fahren auf der Autobahn: Sie hat (fast) keine Gegner, man kann es so richtig laufen lassen. Um die Lenkachse ist sie mir mit den Koffern fast zu nervös auf der Autobahn.

Notizen zum Fahren im Soziusbetrieb: Ein Hoch auf die Elektronik, man merkt den Sozius kaum, das Fahrwerk bügelt die Straße glatt. Die beste Sozia von allen hat sich, mein ich, ein bisschen verguckt.

Notizen zur Ergonomie: Entspanntes Fahren steht an erster Stelle. Das kannte ich so noch von keinem anderen Motorrad.

Das hat mich überrascht: Dass Italiener scheinbar so kleine Smartphones haben. Es geht um das viel diskutierte Handyablagefach. Es ist halt zu klein geraten mein Smartphone passt mit Kabel nicht rein.

Hauptunterschiede zum aktuellen Motorrad: Da ich sonst nur Sportler und Klassiker fahre, ist der Unterschied natürlich gewaltig.

Die Ducati Multistrada V4 Rally käme für mich infrage/nicht infrage, weil …: Eine Reiseenduro ist noch nicht in meiner Garage. Wenn es so weit ist, kann es nur eine Multi sein. Ob es die Rally sein soll? Vielleicht ist weniger doch mehr.

Weitere Notizen: Nochmals vielen Dank für das entgegengebrachte Vertrauen, die Leser-Experience ist eine runde Sache. Und viele Grüße von der Anette, die beste Sozia und Ehefrau von allen.

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  • Fahrer: Torsten Lakotta,
  • Aktuelles Motorrad: keines, bis Ende 2022 Ducati Multistrada V4S
  • Körpergröße: 1,82 Meter
  • Testzeitraum: 21.04. – 17.05.2023
  • Gefahrene Kilometer im Testzeitraum: 1.700
  • Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer: 6,0 l/100 km
  • Testumfeld: Von den 1.700 Gesamtkilometer sind wir nur wenige Kilometer in der Stadt bzw. in Ortschaften gefahren; nur da, wo es sich nicht vermeiden ließ. Für zügige An- und Abreise zu den Kurztourzielen sind wir ca. 300 km Autobahn gefahren. Der Rest waren z.T. sehr kurvige Landstraßen, in gutem bis leicht mitgenommenem Zustand.

Notizen zum Fahren in der Stadt: Der enge Wendekreis, das einfache Handling auch bei niedrigem Tempo und insbesondere der jetzt noch rundere Motorlauf auch bei niedrigeren Drehzahlen (ab 2.000min) und der noch besser funktionierende Quickshifter, auch bei ebenfalls niedrigeren Drehzahlen, sind ein enormer Gewinn für den Stadtverkehr. Ebenso der Totwinkel-Assistent beim schnellen Spurwechsel und die Zylinderabschaltung sowie das optional absenkbare Fahrwerk auf Knopfdruck. All das macht die Ducati Multistrada V4 Rally in der Stadt wie eine viele kleinere, leichtere Maschine manövrierbar – sie verbindet das Beste aus 2 Welten.

Notizen zum Fahren im Überland-Verkehr: Das neue Skyhook Fahrwerk in Verbindung mit dem fantastischen und extrem breitbandigem Motor sind eine Macht auf der Landstraße. Völlig unabhängig vom Zustand des Geläufs bügelt sie entweder alles glatt oder gibt sich entsprechend straff, je nach Umstand und Laune der Besatzung. Es geht alles zwischen entspanntem Dahinrollen – übrigens mit einem sehr sozialverträglichem Sound – und sportlichem Treiben. Bei flotterer Gangart und entsprechend höheren Drehzahlen, wird der Sound zwar zorniger, bleibt aber m. E. in einem vertretbaren Lautstärkebereich. Das machen andere Modelle mit dem famosen V4 wesentlicher schlechter...

Notizen zum Fahren auf der Autobahn: Wiederum ist auch hier die Kombination aus dem genialen Fahrwerk und dem so breit einsetzbarem Motorenkonzept ein echter Gewinn. Da wir die Autobahn i.d.R. nur nutzen, um vom kurvenarmen Norden flott und entspannt in interessantere Motorrad-Regionen zu kommen, ist der größte Zugewinn der adaptive Tempomat: Einfach das Wohlfühltempo und den gewünschten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug wählen und die Rally einfach die langweiligen Autobahnkilometer abspulen lassen. So wird auch der längsten Anreise der Schrecken genommen. Und mit der jetzt wirklich fernreisetauglichen Reichweite bestimmt ab sofort die Besatzung, wann Zeit ist für eine Pause und nicht mehr die Restreichweitenanzeige. Außerdem sind Ergonomie, Seriensitzbank, Wind- und Wetterschutz, Griff- und Sitzheizung sowie sehr variable großzügige Gepäcklösungen echte Motivatoren, um möglichst oft zu ausgiebigen Touren aufzubrechen.

Notizen zum Fahren im Soziusbetrieb: Die erhöhte Bewegungsfreiheit, sowohl beim Aufsteigen als auch während der Fahrt, auf den Soziusrasten sind ein Gewinn. Je nach Tempo und Fahrweise können die Füße problemlos weiter vorn auf den Ballen – wenn es etwas flotter vorangeht – oder hinten – beim eher gemächlichen Cruisen – platziert werden, ohne dass die Koffer stören oder meine mitfahrende Frau mit den Fersen anstößt. Die Lösung für den Schalter der Soziussitz-Heizung ist sehr praxistauglich; auch mit dicken Handschuhen gezielt zu erreichen und zu bedienen. Die Sitzbank ist nicht rutschig und unterstützt den guten Halt insgesamt. Die Sozia sitzt trotz guter Übersicht optimal "im" Motorrad und nicht obendrauf, hat aber trotzdem einen entspannten Kniewinkel. Die Sitzbank ist die beste Seriensitzbank, auf der die Sozia je Platz genommen hat. Optional wäre perfekt: Griffheizung für Sozia.

Notizen zur Ergonomie: Die Dreiecke aus Lenker, Fußrasten und Sitzbank beim Fahrer bzw. Fußrasten, Sitzbank und ggf. Topcase als temporäre "Rückenlehne" für die Sozia sind die ergonomisch optimalsten, die wir je an einem Reisemotorrad hatten; und dazu gehörten u.a. auch Kaliber wie eine BMW R 1200 RT, BMW K 1600 GT, BMW R 1200 GS Adventure oder eine Triumph Tiger 1200 XCA. Die Bedienelemente sind dort, wo man sie sucht und findet und die Verstelloptionen (selbst die Lage der Soziussitzbank ist veränderbar) sind vielfältig, sodass jeder seine optimale Platzierung finden kann.

Das hat mich überrascht: Unser vorheriges Motorrad, die ohnehin eierlegende Wollmichsau Ducati Multistrada V4S, wurde noch einmal verbessert und für Viel- und Langreisende optimiert. Alles, was vorher nicht ganz Perfekt war, wurde jetzt perfektioniert und es fehlen eigentlich nur noch eine (optionale) Griffheizung für die Sozia. @Ducati: Es kann doch nicht so schwer sein, ein paar Heizdrähte in die Haltegriffe zu integrieren und die ggf. mit dem Schalter für die Soziussitzheizung zu koppeln. Bei BMW haben wir das bereits vor 12 Jahren für unsere damalige K 1600 GT angeregt – leider ohne gehört zu werden. Das wäre mal ein echter Fernreise/BeifahrerIn-USP!

Hauptunterschiede zum aktuellen Motorrad: siehe "Das hat mich überrascht".

Die Ducati Multistrada V4 Rally käme für mich infrage/nicht infrage, weil …: Sie hat bereits so überzeugt, dass die Entscheidung schon fiel; sie ist bestellt. Jetzt fehlt nur noch ein verlässlicher Liefertermin. Außerdem wusste ich auf die Frage meiner Frau, was ich mir kaufen würde, wenn ich alleine fahren würde, auch nur die eine Antwort: Ducati Multistrada V4 Rally!

Weitere Notizen: Die Toplader-Koffer sind gut zum Reisen und das Gesamtvolumen ist größer als bei der Multistrada V4S, obwohl diese ein riesiges Topcase hat.

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  • Fahrer/Fahrerin: Sebastian Haase
  • Aktuelles Motorrad: KTM 1290 Super Duke GT (MY 2021), Yamaha XSR 900, Honda VFR 800, KTM 690 Enduro R, Ducati Hypermotorad 950 SP
  • Körpergröße: 1,77 Meter
  • Testzeitraum: 21.04. – 17.05.2023
  • Gefahrene Kilometer im Testzeitraum: ca. 10.600
  • Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer: 6,0 l/100 km
  • Testumfeld: Autobahn, Landstraße, Stadt, geschotterte Wege

Notizen zum Fahren in der Stadt: Die Ducati Multistrada V4 Rally ist überraschend wendig dank des kleinen Wendekreises, wenn auch breit druch die Koffer. Abschaltung der hinteren Zylinderbank funktioniert gut, wodurch weniger Wärme entsteht. Wenn der Kühlerventilator anspringt, wird die warme Luft erfreulicherweise seitlich vom Motorrad weggeblasen und trifft nicht den Fahrer.

Notizen zum Fahren im Überland-Verkehr: von kompfortablem Gleiten bis hin zu sportlichem Fahren mit recht viel Schräglage kann die V4 Rally alles. Motor kann in unterem Drehzahlband bequem gleiten, ist aber besonders ab mittleren Drehzahlen leistungsstark und spritzig mitfahren in sportlichen Gruppen oder auch das Überholen stellt kein Problem dar. Auch die Bremsen sind hervorragend, was besonders auf schnell gefahrenen Passstraßen mit viel Gepäck positiv auffällt. Fahrwerk reagiert auf Straßenzustand und nickt weniger stark, als man bei den erweiterten Federwegen erwarten würde. Die Ausleuchtung der Straße durch die LED Scheinwerfer inkl. Kurvenlicht ist hervorragend und der Tag muss nicht enden, nur weil die Sonne untergeht.

Notizen zum Fahren auf der Autobahn: Guter Windschutz durch verstellbare Scheibe, Handguards und die verstellbaren Flaps seitlich am Motor, durch die man den Luftstrom zu den Beinen hin regulieren kann und es kühler oder wärmer an den Beinen haben kann. Kurze Regenschauer lassen sich auch ohne Regenkleidung recht gut aushalten, weil die Verkleidung der Rally schützt. Stabiles Fahrverhalten bis ca. 180 km/h trotz Koffern sind kein Problem, verstellbare Scheibe funktioniert bei Fahrern meiner Größe gut, selbst mit Adventure-Helm mit Schirm gibt es kein nerviges Flattern am Kopf.

Notizen zum Fahren im Soziusbetrieb: kein Soziusbetrieb, aber mit unterschiedlich viel Gepäck ist die automatische Vorspannungseinstellung des Federbeins sehr nützlich. Das Platzangebot für Sozia oder Gepäck ist großzügig, es gibt viele Haltemöglichkeiten oder Verzurrpunkte. Ich nehme an, eine Sozia würde auf diesem Motorrad mit Sitzheizung, Platz zum bequemen Sitzen und mit vibrationsgedämpften Fußrasten auch gerne eine längere Tour mitfahren.

Notizen zur Ergonomie: Tutto bene! Sitz und Ergonomie lassen richtig lange, bequeme Runden zu, aber auch eine etwas sportlichere Position kann eingenommen werden. Stehend fahren ist sehr gut möglich, mit gutem Kontakt zur Sitzbank und zum Tank, der im Kontaktbereich mit Kunststoffteilen geschützt ist.

Das hat mich überrascht: Immer wieder überrascht war ich, wie breit gefächert der Einsatzbereich der Multistrada V4 Rally tatsächlich ist und mit welcher Liebe zum Detail die Ingenieure aus Borgo Panigale das Motorrad erdacht und gebaut haben. Nicht gelitten hat darunter die Optik des Motorrads, denn durchweg positiv kam das italienische Design bei allen Stopps an.

Hauptunterschiede zum aktuellen Motorrad: Die 1290 Super Duke GT ist durch ihr strammes Fahrwerk und die 17-Zoll-Felgen auf der Straße eine Ecke sportlicher und härter unterwegs, kann aber wiederum in puncto Varianz mit der Multistrada V4 Rally nicht mithalten. Die Rally fährt dich überall sportlich oder komfortabel hin und kommt auch dort noch gut weiter, wo ein Sporttourer wegen mangelnder Bodenfreiheit, Bereifung und anderer Dinge stehen bleiben muss.

Die Ducati Multistrada V4 Rally käme für mich infrage/nicht infrage, weil …: Ja, das Motorrad ist mir auf der Tour richtig ans Herz gewachsen. Es begeistert durch Design, Tourenqualitäten und den extrem breiten Einsatzbereich. Verarbeitung und Qualität sind top und wer sich das Motorrad näher ansieht und fährt, wird verstehen, warum Ducati zwar nicht die günstigste Reiseenduro baut, aber sicher eine der besten in diesem Segment, wenn nicht sogar die beste. Optisch gefällt mir die schwarze Version mit dem gebürsteten Alu-Tank und den roten Applikationen sehr gut.

Weitere Notizen: Wer hätte früher gedacht, dass eine sportliche Marke wie Ducati eine derart breite Modellpalette anbietet. Von der supersportlichen Panigale, Streetfighter V2 &V4, Sporttourer, die Scrambler-Reihe bis hin zur DesertX und Multistrada V2 & V4 ist alles dabei. Wobei es Ducati besonders gut versteht, den Motorrädern einen Reiz mitzugeben, wie es eben gerade die Italiener können und lieben. Diese Kombination bekommt man auf einer Ducati. Und gratis dazu: Das Gefühl, Teil einer begeisterten Gemeinschaft zu sein, die Marke und Fahrzeuge lieben und leben.

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  • Fahrer: Matthias Schinhammer
  • Aktuelles Motorrad: BMW R 1200 GS Adventure (Bj. 2017)
  • Körpergröße: 1,82 Meter
  • Testzeitraum: 21.04. – 17.05.2023
  • Gefahrene Kilometer im Testzeitraum: knapp 5.000 km
  • Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer: Der Durchschnittsverbrauch lag je nach Gangart und Straßenkategorie zwischen 6 – 8 l/100 km
  • Testumfeld: Bis auf Offroad eigentlich alles – ein wenig Stadt, viel Landstraße und, notgedrungen, auch lange Autobahnetappen.

Notizen zum Fahren in der Stadt: Ich empfand die Ducati Multistrada V4 Rally zu meiner Überraschung als sehr handlich und wendig und daher gut für die Stadt geeignet. Ich hätte sie gerne einmal bei hohen Außentemperaturen getestet, da ich im Stand bereits eine gewisse Abwärme der hinteren Zylinderbank spüren konnte.

Notizen zum Fahren im Überland-Verkehr: Super, Leistung war immer da, wenn sie gebraucht wurde, kurvenfreudig, sehr gute Bremsen. Vielleicht wäre noch etwas mehr Drehmoment im unteren Drehzahlbereich schön, aber sonst ein tolles Motorrad.

Notizen zum Fahren auf der Autobahn: Bis auf die im letzten Bericht erwähnte Pendelneigung mit den Koffern, alles sehr gut, guter Wind- und Wetterschutz. Sowohl die Leistung als auch die mögliche Spitzengeschwindigkeit sind wirklich mehr als ausreichend.

Notizen zum Fahren im Soziusbetrieb: Dies habe ich leider nicht testen können. Ich verstehe nicht warum, aber es traute sich doch tatsächlich keine/r bei mir mitzufahren, unglaublich eigentlich!

Notizen zur Ergonomie: Zur Ergonomie kann ich nur sagen: aufsteigen und losfahren. Gute Verbindung zwischen Fahrer und Motorrad. Es passte einfach alles!

Das hat mich überrascht: Loben möchte ich das gut funktionierende Radar- und Navisystem. Totwinkelwarner und Tempomat konnte ich ausgiebig testen. Die letzten 2-3 Tage hatte ich mit dem Quickshifter Probleme beim Hochschalten vom 3. in den 4. Gang, aber sonst funktionierte er perfekt.

Hauptunterschiede zum aktuellen Motorrad: Die Ducati Multistrada V4 Rally hat mehr Leistung und moderne Assistensysteme, die GS etwas mehr Drehmoment unten herum.

Die Ducati Multistrada V4 Rally käme für mich infrage/nicht infrage, weil …: Nach den 4 Testwochen muss ich sagen, die Ducati Multistrada V4 Rally käme für mich tatsächlich infrage. Sie ist leistungsmäßig einfach super und technisch voll auf der Höhe, wie allerdings auch der Anschaffungspreis!

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  • Fahrerin: Sabine Symietz
  • Aktuelles Motorrad: Honda VFR RC79 (Bj.2016), BMW 1250RT-P (Bj.2019)
  • Körpergröße: 1,63 Meter
  • Testzeitraum: 21.04. – 17.05.2023
  • Gefahrene Kilometer im Testzeitraum: 1.950
  • Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer: 6,4 l/100 km
  • Testumfeld: überwiegend Land- und Bundesstraßen sowie Autobahn. Neben täglichen Fahrten im Alltag war die Ducati Multistrada V4 Rally zweimal auf Ausflugstour im Harz unterwegs, sowie zweimal im Stadtverkehr in Braunschweig und Potsdam.

Notizen zum Fahren in der Stadt: Im 6. Gang durch die Stadt wie bei der RT – das funktioniert nicht. Also einen Gang zurück und die Fuhre rollt ohne zu meckern im Stadtverkehr mit. Die Multistrada ist durch den breiten Lenker und den weiten Lenkereinschlag, im Verhältnis zu Größe und Gewicht, relativ agil und lässt sich gut durch enge Stellen zirkeln. Die Koffer sind dabei allerdings nicht zu vernachlässigen. Die Lufttemperaturen lagen im Testzeitraum im Schnitt bei 12 Grad und es war überwiegend nass. Als die Sonne dann doch mal schien, wurde es mit der Multi warm. Absolut positiv zu bewerten: der ruhige Geradeauslauf! Kein Wackeln, kein Kippeln! Egal, ob beladen und mit Sozius oder solo. Genügend Bodenfreiheit hilft beim langsamen Überfahren von Bordsteinen und verschafft Vorteile bei der Parkplatzsuche.

Notizen zum Fahren im Überland-Verkehr: So komfortabel wie der Tempomat auf der Autobahn sein mag, die ersten Runden damit auf der Straße waren schon etwas gewöhnungsbedürftig. Warum? Im Vergleich zu BMW hält der Tempomat beim Hoch- bzw. Runterschalten die eingestellte Geschwindigkeit. Gelöst wird er zum Beispiel dadurch, dass der Gashahn aktiv ein wenig nach vorn gedreht wird. Das muss erst einmal in Fleisch und Blut übergehen. Wer es gewohnt ist, die Geschwindigkeit vor Kurven allein durch den Schaltprozess nach unten (also über das Getriebe) zu reduzieren, bekommt schnell große Augen. Denn die Rally zieht weiter nach vorn. Hier ist also zu Beginn etwas Vorsicht angesagt, aber man gewöhnt sich daran. Möchte man zügig vom Fleck, muss man die Wuchtbrumme schalten. 260 kg haben ihren Preis. Angenehm: vor allem im unteren Drehzahlbereich funktioniert der Quickshift super! Danach dreht die Rally satt nach oben. Leistung ist zu jeder Zeit in ausreichendem Maß vorhanden. Giftig oder gar unberechenbar wirkt sie dabei aber nie. In den höheren Drehzahlen zu schalten mag sie nicht so, wird ein wenig zickig. Sie kommt lieber von unten. An der Stelle auch schön: Mit steigendem Druck wächst auch das Klangbild an. Aus dem Brummen wird ein Brüllen. Hier zeigt der Motor, dass er zum Charakter des Moppeds passt. Und dann kann die Duc auch sportlich! Absolut vertrauenerweckend: die Reifen. Hier hat die Rally ein passendes Paar Schuhe für alle Lebenslagen erhalten. Egal, ob nass oder trocken, Straße oder Schotter – selten hatte ich von Anfang an so ein gutes Gefühl! Das änderte auch die Tatsache nicht, dass ich gleich zu Beginn einen neuen Hinterreifen benötigte: Der zweite Ausflug abseits der Straße im Enduro-Modus war nach 2 km zu Ende. Das Loch war mittig so groß, dass der Dampfer ruckzuck auf der Felge stand. Nach Hause humpeln ausgeschlossen. Ganz herzliche Grüße an Ducati Wolfsburg, die mir nach einem heißen Draht mit den Jungs in Neuburg a.d.D. einen neuen Schlappen aufzogen. Keine 24h später – der Reifen war zufällig auf Lager – war ich mit der Rally wieder unterwegs. Der neue Hinterreifen war von der ersten Minute an voll da. Das habe ich bei meinen Straßenmaschinen schon anders erlebt. Ansonsten liegt die Multistrada ausgeglichen auf der Straße, glänzt mit einem fantastischen Handling. Schöne weit geschwungene Kurven nimmt sie genauso souverän wie Spitzkehren. Von ihrem Gewicht ist an diesen Stellen nichts zu spüren und man fühlt sich einfach nur wohl. Das hat mich positiv überrascht. Der breite Lenker und die mittige Sitzposition machen es dem Fahrer leicht. Das tolle Fahrwerk im Touren-Modus ebenfalls. Fahren macht einfach nur Spaß! Und spätestens wenn man im Gelände in den Enduro-Modus wechselt, hat man ein breites Grinsen im Gesicht! Mal ohne ABS und Traktionskontrolle zu fahren erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl, ist aber das zweite Gesicht der Rally. Und macht Lust auf mehr! Für mich spielt die Ducati abseits von Stadt und Autobahn ihre Karten voll aus, macht mit jedem Kilometer mehr Spaß, hat hier ganz klar ihre Stärken – mit Suchtpotenzial!

Notizen zum Fahren auf der Autobahn: Ausreichend Leistung und hoher Fahrkomfort. Urlaub fängt mit dem Aufsteigen an. Das ist die grobe Zusammenfassung. Dank der verbauten Assistenzsysteme rollt man entspannt seinem Ziel entgegen. Es schafft in allem ein Gefühl der Sicherheit. Es ist absolut entspannend, den Tempomat mit dem Abstandsradar zu nutzen. Das ACC ist total einfach zu bedienen und in dieser Funktion einfach nur Luxus. Dazu der Totwinkel-Assistent in den Spiegeln. Lange Fahrten durch Baustellen, Geschwindigkeitsbegrenzungen – die Assistenzsysteme erfüllen ihre Aufgaben und trotzdem braucht es immer noch den Fahrer. Nie gibt man die Kontrolle ganz ab, ist als Fahrer gefordert, trotzdem aktiv zu bleiben. Aber das Vertrauen in die Technik ist da. Der große Tank verschafft zudem Reichweite – wenn man nicht zu zügig unterwegs ist. All diese vermeintlich kleinen Features bringen in Summe die Langstreckenqualitäten der Multi zum Vorschein. Dazu der gut abgestimmte Tourenmodus, eine jederzeit bequeme Sitzposition und sehr guter Windschutz. Sitz- und Griffheizung sind gut und einfach bedienbar. Leider negativ und schon erwähnt: Die Rally beginnt ab ca. 180 km/h zu pendeln. Auch schon gesagt: es liegt mit Sicherheit an den (optional fest montierten) Koffern. Das ist dem angedachten Offroad-Einsatz geschuldet. Fährt man häufiger Straße, können die Koffer schwingend gelagert werden. In meinem Fall habe ich an der Federspannung "gespielt", die vordere und hintere Federspannung härter eingestellt und das Problem war, wenn auch nicht ganz, aber immerhin fast verschwunden.

Notizen zum Fahren im Soziusbetrieb: Die Soziusbank ist ausreichend gepolstert, hat eine "Sitzkuhle" und der Bezug ist nicht rutschig. Weder beim Bremsen noch beim Beschleunigen kamen von meinen Kindern Beschwerden über einen unsicheren Halt. Das oft unerfreuliche "andocken" Helm an Helm blieb ebenfalls aus. Allerdings sitzt der Sozius auch etwas höher. Er hat eine sehr gute Übersicht, ohne dabei über den Fahrer hinauszuragen. Die Kinder saßen mehr "im" Motorrad, weniger obendrauf. Beide saßen entspannt, der Kniewinkel war im Wohlfühlbereich und auch bei einer 250-km-Tour wurde der Komfort mit "alles OK" abgenickt. Die verstellbaren Fußrasten sind eine schöne Zugabe und sorgen für mehr Bewegungsfreiheit. Aber: Nur Dank der Hinweise von Autofahrern an Tankstellen sind wir immer vollständig zu Hause angekommen. Die Gummis zum Aufstellen der Füße auf den Fußrasten sind nur leicht eingedrückt. Bleibt der Sozius ein wenig mit der Sohle hängen (z. B. beim Absteigen), können sie aus ihrer Metallhalterung fallen. Ärgerlich, wenn man die dann im Zubehör nachkaufen muss. Die leicht abgeschrägten Koffer stellten nie ein Problem dar. Weder beim Auf- noch beim Absteigen von der Maschine. Auch auf den Fahrten wurden sie nie als störend empfunden. Keine Ecken zum dagegen Stoßen, nicht zu hoch oder zu breit. Ein Lob gab es für die Sozius-Sitzheizung. Sie ist praxistauglich und auch mit Handschuhen einfach zu erreichen und zu bedienen.

Notizen zur Ergonomie: Zwei kleine Punkte, an denen ich etwas auszusetzen habe: 1.) Der Schalter für die Sitzheizung am rechten Griff ist nur schwer zu erreichen. Vielleicht auch nur nicht für kleine Hände gemacht. Ich musste an dieser Stelle jedes Mal fast umgreifen. 2.) Stelle ich "schulbuchgerecht" nur meine Fußballen auf den Rasten ab, stoße ich mit der Ferse an das meistens warme Hitzeschutzblech des Auspuffs. Auf Dauer gibt das schwarze Stellen, was weder am Schuh noch am Motorrad dauerhaft schön aussieht. Ansonsten ist die Ergonomie erstklassig und lässt keine Wünsche offen! Eine entspannte Sitzposition – aufrecht und doch wind- und wettergeschützt. Dazu leicht angewinkelte Arme, angenehmer Kniewinkel. Die Fußrasten je nach Art der Fahrt einstellbar. So lassen sich lange Wegstrecken genauso angenehm zurücklegen wie Wochenendausflug oder Feierabendrunde.

Das hat mich überrascht: Ich habe mir vom "Easy-Lift"-System mehr erwartet. War das Gewicht nicht ausreichend? Das erste Mal bewusst und spürbar bemerkt habe ich es, als ich mit meinem größeren Sohn unterwegs war und mit vollen Koffern nach einem ordentlichen Einkauf. Hier schien der Bordcomputer dann mal zu merken, dass da jemand Unterstützung braucht. Alles in allem kam mir das System dann aber, im wahrsten Sinne des Wortes, entgegen. Verwundert war ich über die Schutzüberzüge einiger Kabel im Cockpit. Diese zeigten Lücken bei einigen Anschlüssen und reichten nicht bis in die Gehäuse der Bauteile, einzelne Adern waren sichtbar. Einige Stränge waren mit Gewebeband umwickelt oder mit einer Art Klebstoff verstrichen. Das erzeugt einen billigen Eindruck und schmälert leider das Gesamtbild. Apopos Gesamtbild: der Bildschirm für den Bordcomputer könnte mittig angebracht werden. Rein der Ästhetik zuliebe.

Hauptunterschiede zum aktuellen Motorrad: Meine VFR ist als Sporttourer mit der Rally eigentlich gar nicht zu vergleichen. Kompakt, sportlich und trotzdem langstreckentauglich. Hier will ich vor allem den Vergleich zum V4 ziehen. Und der ist bei meiner "kleinen" Honda unschlagbar. Dazu die variable Ventilsteuerung – ein Traum! Der weiche charakteristische Klang, der über 6.700/min zu einem Brüllen wird. Laufruhig, äußerst zuverlässig und im Vergleich zur Ducati sparsam. Mit knapp 22 Liter erziele ich ähnliche Reichweiten wie mit der Rally. Und das, obwohl meine Lütte "nur" 20 kg weniger wiegt. Über die Sitzposition und den Windschutz kann ich nicht meckern. Bin halt nicht so groß. Vorteile im Vergleich zur Multistrada: letztere ist geländegängig, hat ein top Koffervolumen und viele kleine technische Raffinessen. Aber das ist dem Alter der VFR geschuldet. Positiv für die Italienerin ist das lange Wartungsintervall zu erwähnen. Hier wird man bei Honda schon deutlich eher zur Kasse gebeten. Mein feuerrotes Spielmobil wird aber trotzdem immer ganz vorn stehen: BMW-RT. Als Behördenmaschine mit dem Setup der 1250 GS, dem direkten Konkurrenten der Rally. Das Motorrad kommt in Größe und Art der Rally deutlich näher als die VFR. Und selbst die RT wirkt vergleichsweise klein gegenüber der Ducati. Absolut krass: Der Motor läuft auch hier ruhiger. Auf Dauer stelle ich mir vor, dass die Rally auf langen Strecken einfach nur noch als laut wahrgenommen wird. Und das macht irgendwann mürbe. Ein veränderter Klang malt uns oft ein Grinsen ins Gesicht – beim Überholen, beim Rausbeschleunigen aus Kurven. Aber auf Dauer empfinde ich das als unangenehm. Ohne Kupplung schalten funktioniert bei der RT auch besser. Ist weicher. Vorteile Rally: Ein besserer Windschutz! Die RT verwirbelt so ungünstig, dass ich einen kalten Rücken bekomme. Griff- und Sitzheizung funktionieren auch hier effektiver. Insgesamt empfinde ich die Straßenlage der Ducati als ein bißchen besser. Sie fährt sich in schnellen Kurven dynamisch und sicher und schlägt bei Langsamfahrten (Schritttempo) die RT deutlich. Als Dienstmaschine also sehr gut vorstellbar! Nachteil insgesamt: Der Preis. Um in der hohen Riege (wie von BMW) mitzuspielen, fehlt es an Feinschliff! Vielleicht lag es auch nur an der noch recht geringen Anzahl von Testmaschinen, die auf der Straße waren. Aber hier und da gibt es offensichtlich noch Kleinigkeiten zum Nacharbeiten. Die Verarbeitung bei Honda und BMW ist in Details hochwertiger. Das hat ein so schönes Motorrad aus Bologna nicht verdient.

Die Ducati Multistrada V4 Rally käme für mich infrage/nicht infrage, weil …: Die Rally käme für mich definitiv infrage. Nicht zuletzt, weil Honda die VFR hat einschlafen lassen (der Motor schafft die neue Abgasnorm nicht mehr). Ja, ich hadere ein wenig mit der ständigen Geräuschkulisse. Aber wozu gibt es für lange Fahrten Ohrstöpsel. Ein weiterer Wermutstropfen ist das hohe Gewicht. Das ist echt gewöhnungsbedürftig. Ich bekam die Rally oft nur mit Mühe rückwärts geschoben. Das lag aber vielleicht auch daran, dass ich die noch niedrigere Sitzbank hätte nehmen sollen. Mit 1,63 Meter ist man bei der Wahl des Bikes schon ein wenig eingeschränkt. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, bepackt und mit Sozius zu testen. Denn dafür ist die Rally ja auch gemacht. Meine Aussage "Sie ist zum Familienmitglied geworden" hat Bestand! Aus meiner Sicht ist das Konzept eines Reisemotorrads mit Offroad-Qualitäten voll aufgegangen. Auch im Alltag hat sie ihren festen Platz. Wenn ich über den Motor gemeckert habe, dann auf hohem Niveau. Sie stellt ein gelungenes Gesamtpaket dar. Die Vorteile liegen auf der Hand und am Ende machen diese in Summe die V4 Rally zu einem richtig guten Motorrad.

Weitere Notizen:

  • Tank/Restreichweite und Verbrauch: teilweise mystische Zahlen, die fix in den Keller abrauschen können. Wenn man direkt nach dem Tanken 660 km Reichweite angezeigt bekommt, ist das mal ein Brett. Zugegeben, man weiß, dass das nicht realistisch ist. Aber zum Ende hin dann die 40 km dort stehen zu haben, und das rapide fallend, treibt einem schon die Schweißperlen auf die Stirn. Irgendwie war zum Schluss immer weniger drin, als am Anfang in der Anzeige stand.
  • Licht: Das Fernlicht ist nett. Leuchtet aber eher nach oben als weit nach vorn. Beim Thema Licht bin ich von der VFR verwöhnt. Das konnte Honda schon immer perfekt. Vom Kurvenlicht der Rally ganz zu schweigen. Viel zu dunkel, faktisch kaum wahrnehmbar. Hier kann BMW als Vorbild genommen werden. Ein großer Pluspunkt sind die beleuchteten Bedienelemente der Multi. Ich kam oft erst mitten in der Nacht aus dem Dienst und gerade in der Anfangszeit waren mir die einzelnen Anordnungen noch nicht allzu geläufig. Das änderte sich zwar nach 2 Wochen, vermissen möchte ich es trotzdem nicht mehr.
  • Blinker: wissen manchmal nicht, wann man um die Kurve ist. Sowohl bei meiner Honda als auch bei der BMW funktioniert das Abbiegen und die automatische Aus-Schaltung fehlerfrei. Die Ducati hat hier den Rhythmus noch nicht ganz zuverlässig raus. Manchmal scheint es an der Geschwindigkeit zu liegen und wie schräg man dann wirklich abbiegt.
  • Koffer: stören nicht (außer man fährt schnell Autobahn und sie sind fest gelagert), haben ein top Fassungsvermögen und lassen sich sehr einfach an- bzw. abmontieren. Nachteil: ständig mit dem Schlüssel auf- und abschließen zu müssen. Das führt das KeylessRide ad absurdum und stört. Die Ösen sehen interessant und stabil aus. Gepäckrollen und Zelte mitzunehmen, scheint ein Leichtes. So in Richtung Nordkap – da werden Träume langsam Realität.
  • Kofferträger: Ich musste die Rally leider auf dem Anhänger von Bayern nach Niedersachsen überführen. Zusammen mit den Kollegen von Ducati wurde die Maschine verladen und verzurrt. Die hinteren Kofferträger wurden als Anschlagpunkt für die Gurte genutzt. Hat auch gehalten. Also der Träger. Der Gurt nicht. Dieser war einfach duchgescheuert. Ob es an der vermeintlich nicht ganz korrekten Stelle zum Anbringen der Gurte lag, ich weiß es nicht. Solch raue bzw. scharfe Kanten gehören aber definitiv nicht in einen Bereich mit Publikumsverkehr bzw. dorthin, wo u. U. zusätzliches Gepäck angebracht wird.
  • Handyfach: Es ist zu klein und der Zugang zum Stromanschluss nur etwas für Geduldige mit kleinen Händen.
  • Komfort: Sonnentage und Temperaturen im deutlich zweistelligen Bereich konnte ich während des Testzeitraums an einer Hand abzählen. Perfekt also für Wind- und Wetterschutz, Sitz- und Griffheizung. Funktionieren tut beides spitze. Mehr als einmal standen "0'C" zusammen mit dem kleinen Schneesternchen im Display. Es war frisch, aber ich kam nie durchgefroren zu Hause an. Der Windschutz ist mehr als ausreichend. Ja, ich bin klein. Gleiches gilt für den Wetterschutz. Man/frau sitzt "im" Motorrad, ist den Elementen nicht schutzlos ausgeliefert. Es bleibt ein gutes Gefühl, auch wenn um einen herum die Welt untergeht. Einziges kleines Manko: Sobald es auf der Straße nass wird, saut sich die Ducati völlig ein. Auch hier ist wohl der Name Rally Programm. Der Dreck spritzt bis zum Soziussitz hinauf und landet selbst auf den Koffern. Und die Nässe machte auch vor den Stiefelspitzen nicht halt. Die waren nach 65 km Regenfahrt zur Dienststelle durch.
  • Display: war für mich, je nach Sonnenstand, nicht immer problemlos abzulesen. FDie Geschwindigkeit als größte Anzeige (neben der Ganganzeige) kann man dann noch erahnen.
  • Fahrmodi: sind einfach wählbar und in ihrer Charakteristik sofort voneinander zu unterscheiden. Die Grundeinstellungen sind in Ordnung. Touring, Enduro und Sport sind meine Favoriten. Wer es spezieller mag, kann im Untermenü Dämpfercharakteristik und verschiedene Federvorspannungen einstellen und individuell anpassen. Im Display erscheint dann zu jedem Punkt eine anschauliche Grafik. Hier wurde mit einfachen Mitteln eine völlig ausreichende Wirkung erzielt.
  • Verarbeitung: könnte etwas feiner sein. Umso länger man sie fährt, desto mehr achtet man auf Details. Und dann fallen Kleinigkeiten wie die offenen Kabelenden, rechtslastiges eingebautes Display oder auch die recht lieblosen Plastikbauteile auf. Wo genau? So zum Beispiel beim Übergang von der Sitzbank zum Tank oder die Abdeckung um den Tankeinfüllstutzen. Einfacher Kunststoff ohne abgerundete Kanten dort, wo er auf dem Lack aufliegt. Das passt ebenso wenig zum Gesamtbild wie der dann schon sehr massiv wirkende Unterbodenschutz. Hier würde ein wenig mehr Liebe zum Detail dem Namen Ducati meiner Meinung nach mehr gerecht werden.
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2023-06-08T22:22:19Z dg43tfdfdgfd